Webfare: A Deep Dive

Das Vertiefungsseminar bietet die Gelegenheit im Anschluss an die Mercator Lecture for AI in the Human Context am 9. Juni 2023, gemeinsam mit Gastprofessor Maurizio Ferraris 'WEBFARE' und die daran anknüpfenden philosophischen, ökonomischen und sozialpolitischen Fragen zu vertiefen.
Das Seminar lädt Interessierte dazu ein, das Format zu wechseln und selbst ins Gespräch einzusteigen. Dazu wird ab dem 5. Juni allen Angemeldeten ein Auszug aus Webfare. A Manifesto for Social Wellbeing, dem noch unveröffentlichten Buch von Maurizio Ferraris, bereitgestellt. Das Manuskript über die Grundlagen von Webfare wird in einem Werkstattgespräch gemeinsam mit den Teilnehmenden und Dr. Ana Ilievska (Bonn/Stanford) als Respondentin diskutiert. Webfare ist ein von "Welfare" abgeleiteter Begriff, der die Rückführung des von der Menschheit im digitalen Raum produzierten Reichtums bedeutet. Dieser Reichtum ist neu, denn obwohl die Handlungen und Verhaltensweisen, die er aufzeichnet, auf den Ursprung der menschlichen Spezies zurückgehen, wurden sie bisher nicht dokumentiert und in Daten (d. h. in potenzielles Kapital) umgewandelt. Darüber hinaus ist dieser neue Reichtum reichhaltig, weil er uns eine noch nie dagewesene granulare Beschreibung der gegenwärtigen und vergangenen Aktivitäten der Menschheit liefert, etwas, das als "künstliche Intelligenz" bezeichnet wird, anstatt uns nur zu sagen, wie viel Geld eine Gruppe von Menschen hat (wie beim Bankkapital), oder ihre Erwartungen in Bezug auf die Zukunft (wie beim Finanzkapital). Drittens handelt es sich um einen erneuerbaren Vermögenswert, denn das Eigentum an Daten hat die Eigenschaft der Öffentlichkeit von Ideen. Im Gegensatz zu materiellen Vermögenswerten können Daten verschenkt werden, ohne dass sich der Eigentümer ihrer selbst entledigen muss. Schließlich und vor allem handelt es sich um einen gerechten Reichtum, der durch die unerschöpfliche und egalitäre Funktion der Bedürfnisse entsteht, die alle Menschen gleich macht, und nicht durch das problematische und strittige Phänomen des Verdienstes.

Lektüregrundlage des Seminar hier herunterladen

Webfare: A Deep Dive
© Joline Kretschmer

Zeit: 12 Juni 2023, 10-13 Uhr

Ort: Center for Science and Thought (Konrad-Zuse-Platz 1-3), 3. OG und via Zoom.

Seminarsprache: Englisch

Desirable Digitalisation: Rethinking AI for Just and Sustainable Futures

Das Projekt "Desirable Digitalisation: Rethinking AI for Just and Sustainable Futures" ist ein gemeinsames Forschungsprogramm der Universitäten Cambridge und Bonn, das von der Stiftung Mercator gefördert wird. Es erforscht, wie KI (künstliche Intelligenz) und andere digitale Technologien durch Konzepte des Humanen beeinflusst werden und wie sie verantwortungsvoll, sozial gerecht und ökologisch nachhaltig gestaltet werden können.


Maurizio Ferraris ist ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Turin, wo er das LabOnt - Zentrum für Ontologie leitet. Er hat auf dem Gebiet der Ästhetik, der Hermeneutik und der sozialen Ontologie gearbeitet, wobei sein Name mit der Theorie der Dokumentarität und dem zeitgenössischen Neuen Realismus verbunden ist. Maurizio Ferraris ist Autor von mehr als fünfzig Büchern, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden, z. B. History of Hermeneutics (Humanities Press, 1996); A Taste for the Secret (mit Jacques Derrida - Blackwell, 2001); Documentality or Why it is Necessary to Leave Traces (Fordham UP, 2012); Goodbye Kant! (SUNY UP, 2013); Where Are You? An Ontology of the Cell Phone (Fordham UP, 2014); Manifesto of New Realism (SUNY UP, 2014); Introduction to New Realism (Bloomsbury, 2014); Positive Realism (Zer0 Books, 2015).

Dr. Ana Ilievska

Ana Ilievska ist Andrew W. Mellon Postdoctoral Fellow am Stanford Humanities Center sowie Vorstandsmitglied und Mitglied der Pirandello Society of America. Sie hat ihre Dissertation in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Universität Chicago im Jahr 2020 absolviert. Sie hat ihren Bachelor und Master of Arts in Romanistik und Vergleichender Literaturwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen (2011, 2013) abgeschlossen. Sie war zuvor Humanities Teaching Fellow am College und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft an der University of Chicago (2020-2021), als auch Lehrbeauftragte an der Università degli Studi di Catania in Sizilien (2020). Dort war sie auch Fulbright-Doktorandin. Ihre Forschung fokussiert Literatur des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts, insbesondere die Beziehung zwischen Literatur, der industriellen Revolution und Technologie aus einer südlichen Perspektive, besonders in den Werken der Autoren Luigi Pirandello, Giovanni Verga, Carlo Collodi und Matilde Serao, im Dialog mit Futuristen.


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